Litauen

Euro-Einführung in Litauen

Kurz und kompakt:

Litauen ist dem WKM II 2004 beigetreten und wollte den Euro ursprünglich 2007 einführen. Das Land verfehlte jedoch bei deren Prüfung das Inflationskriterium der Gemeinschaft. Zu Beginn des Jahres 2015 konnte der Baltenstaat den Euro dann letztendlich einführen.

Ausführliche Informationen:

Nachdem das Land  dem Wechselkursmechanismus II der Gemeinschaft am 27. Juni 2004 beigetreten ist, wollte Litauen den Euro zum 1. Januar 2007 einführen.

Die Chancen dafür standen bis Ende 2005 gut. Doch verpasste EU-Währungskommissar Joaquía Almunia Litauen einen Dämpfer. Die Europäische Zentralbank äußerte sich kritisch zur Teuerungsrate des Baltenstaates. Mit 2,7 Prozent überschreite sie um 0,1 Prozentpunkte die erlaubte Obergrenze.

Vilnius warf der Gemeinschaft daraufhin »Erbsenzählerei« vor, doch blieb man in Brüssel hart und verwies darauf, dass man im weiteren Jahresverlauf mit einem deutlichen Anstieg rechne. Weiterhin hieß es, dass man nicht nur die durchschnittliche Inflation der vergangenen 12 Monate beachte, sondern auch deren Nachhaltigkeit überprüfen müsse.

Man behielt Recht. Trotzdem kritisierte Willem Buiter – bis September 2005 Chefvolkswirt der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung (EBRD) – das Inflationskriterium, welches seiner Meinung nach veraltet sei. Litauen ist, seiner Argumentation zufolge, viel zu klein, um die Teuerungsrate innerhalb des Euro-Raums spürbar zu beeinflussen.

Doch die Führung in Vilnius pochte auf eine Entscheidung. »Über Stellen hinter dem Komma zu diskutieren liegt uns nicht«, sagte ein Abteilungsleiter des Finanzministeriums. Ein kalter Winter und steigende Energiepreise ließen die Inflation steigen. Mit einer Regulierung hätte man in den freien Markt eingegriffen. Regierungschef Brazauskas meinte: »Wir haben uns mit dem EU-Beitrittsvertrag für den Euro verpflichtet und wollen dies jetzt umsetzen«.

Trotz der erhöhten Inflation hielt das Land an seinem Ziel, den Euro zum 1. Januar 2007 einführen zu können, fest. Es bestehe kein Anlass, die Vorbereitungen für die geplante Euro-Einführung zu unterbrechen, so ein Sprecher des Finanzministeriums.

Argumente, dass sich Griechenland den Eurobeitritt mit verfälschten Budgetzahlen erschwindelt haben und sowohl Deutschland als auch Frankreich seit Jahren die Defizitsgrenze von 3 Prozent überschreiten, ließen Brüssel kalt.

Der litauische Zentralbankchef Reinoldijus Sarkinas sagte unterdessen 2006 im Staatsradio seines Landes: »Litauen hat alles gemacht, was nötig war, damit im nächsten Jahr der Euro eingeführt werden kann«. Nach der negativen Bewertung müsse Litauen nun eine genaue Untersuchung der Gründe erstellen.

Auch die EU-Finanzminister bestätigten am 11. Juli 2006 die Empfehlung der Kommission und verweigern Litauen damit den Beitritt zur Währungsunion. Das aggressive Auftreten kostete dem Land letztendlich einige Sympathie in der Gemeinschaft.

Der Protest-Versuch der Regierung, welcher von Tschechien, Ungarn, Polen und der Slowakei unterstützt wurde, stiftete vor allem bei EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso Unmut. Vilnius war weiterhin davon überzeugt, die Kriterien für die Einführung des Euro zum 1. Januar 2007 zu erfüllen. In einer gemeinsamen Erklärung mahnten die fünf Staaten, dass über das Maastrichter Inflationskriterium nachgedacht werden müsse. Die Anwendung des Kriteriums der Preisstabilität berge Unsicherheiten, da es nicht Länder berücksichtige, welche eine schnell wachsende Wirtschaft verzeichnen. Auch wenn Litauens damaliger Präsident Valdas Adamkus die Zurückweisung noch am gleichen Tag hinnahm, wies er darauf hin, dass die strikte Auslegung der Maastrichter Beitrittskriterien nicht zum Hindernis für den Beitritt zur Euro-Zone werden darf.

Notenbankpräsident Reinoldijus Sarkinas ging zunächst davon aus, dass Litauen in der zweiten Jahreshälfte 2009 alle Euro-Kriteien erfüllen wird. Nach Scheitern der Euroeinführung in 2007 hielt Litauens Finanzminister Zigmantas Balcytis das Jahr 2010 für den frühestmöglichen Aufnahmetermin in die Währungsunion, musste diese Hoffnung aber revidieren.

In einer Pressemitteilung vom Januar 2010 nannte Reinoldijus Sarkinas das weiterhin hohe Staatsdefizit als Hauptproblem und rechnete damit, dass der Euro erst 2014 eingeführt werden kann.

Litauen hat mit etwa 4,1% EU-weit das größte Wirtschaftswachstum nach Lettland. Jedoch ist das Land stark von Russland abhängig und kämpft mit den Energiepreisen, die die höchsten in der gesamten EU sind. Ein weiteres Problem stellt die hohe Emigrationsquote da.

Der Vorstandsvorsitzende der Litauischen Zentralbank und stellvertretender Finanzminister Litauens Vitas Vasiliauskas steht der Euroeinführung positiv gegenüber und ist optimistisch, dass auch der Baltenstaat bald Mitglied der Eurozone ist. Bis zum Jahr 2014 konnte Litauen alle Hürden bewältigen und bekam grünes Licht für die Euroeinführung im Jahr 2015. Seitdem prägt das Land eigene Euromünzen.

Länderinfos
Hauptstadt: Vilnius
Amtssprache: Litauisch
Fläche: 65.200 km²
Einwohnerzahl: 3.575.439
Frühere Währung: Litauische Litas

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